Die Zeitzonen sind ein Produkt der Moderne, das maßgeblich von zwei rasanten Entwicklungen bedingt wurde: Mobilität und Kommunikation. Durch Telegraphie und Eisenbahnen schien die Welt im 19. Jahrhundert geradezu zu „schrumpfen“: Vorher weit entfernte Orte rückten nun gefühlt näher aneinander.
Das brachte aber Probleme mit sich, solange überall die hergebrachten Ortszeiten herrschten, die sich am Sonnenstand orientierten. Wenn etwa eine Eisenbahnlinie zwischen Paris und Istanbul verkehrte – nach welcher Zeit sollten sich die Fahrpläne richten? Denn bekanntermaßen steht die Sonne überall auf der Erde zu unterschiedlichen Zeiten am Himmel. 12 Uhr mittags ist unter diesen Voraussetzungen eben etwas anderes in Paris als in Istanbul, in Kalkutta oder in Shanghai.
Die Einteilung der Welt in Zeitzonen, ausgehend vom Nullmeridian in Greenwich als Zentrum, sollte dieses Problem beheben, die Zeitmessung vereinheitlichen und trotzdem dem Umstand Rechnung tragen, dass überall auf der Welt mittags die Sonne ihren höchsten Punkt am Himmel einnimmt. Jeder 15. Längengrad wurde als maßgeblicher Bezugspunkt für die amtliche Zeit festgelegt; die Zeitzonen erstrecken sich von dort über jeweils 7,5° der Erdkugel nach Westen und Osten. Bei vollständiger Anwendung dieses Zonenprinzips sollte nämlich die astronomisch bestimmte Ortszeit (nach dem Sonnenstand) nur maximal eine halbe Stunde von der amtlichen Zeit abweichen.
