In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre war die Omega „Seamaster Albatross“ Kult. Dank ihrer Kombination aus analoger und digitaler Zeitanzeige sah sie extrem futuristisch aus. Wieso diese Quarzuhr bei Sammlern den Namen des früheren Fußball-Bundestrainers Jupp Derwall trägt, erfahren Sie heute in unserem Blog.
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Wieso heißt die “Albatross” heute “Jupp Derwall”?
Als Omega Ende 1975 seinen Quarz-Chronographen „Albatross“ vorstellte, war die Kombination aus analoger Zeitanzeige mit digitaler Stoppuhr vollkommen neu. Quarzuhren waren bis dahin entweder mit einem traditionellen Zifferblatt und Zeigern ausgestattet oder mit einem digitalen LED- oder LCD-Display. Der Zeitpunkt war gut gewählt, denn kurz vor den Olympischen Spielen in Innsbruck und Montreal mit ihrer Jagd nach Sekundenbruchteilen war die Bevölkerung für präzise Uhren mit Stoppfunktion sensibilisiert.
Die verschiedenen Funktionen der Uhr mit je einer anderen Technik anzeigen zu lassen, macht Sinn. So wirkt die Uhr sehr aufgeräumt. Allerdings haben die zwei unterschiedlichen Anzeigen ihren Preis: Mit Außenmaßen von 3,5 auf 4,5 cm ist die Uhr ein rechtes Brett am Arm. Von der Leichtigkeit der Albatrosse im Flug keine Spur. Wieso Omega ausgerechnet bei dieser Uhr auf den Namen des Königs der Lüfte verfiel, ist uns schleierhaft.
Unserer Meinung nach passt der Spitzname „Jupp Derwall“ wesentlich besser. Uhrensammler bezeichnen den Chronographen so, weil sie der Trainer der Fußball-Nationalmannschaft von 1978 bis 1984 gerne am Handgelenk trug. Die massige Uhr brachte Derwalls athletische Arme gut zur Geltung.
Vorläufer der Hybridanzeige
Etwas früher im Jahr 1975 hatte Heuer mit der “Chronosplit” den ersten Quarz-Chronographen vorgestellt, der allerdings noch keine eigentliche Hybridanzeige verwendete.
Aus heutiger Sicht interessant ist die ungewöhnliche Kombination aus LCD-Anzeige für die Uhrzeit und LED-Anzeige für die gestoppte Zeit. Diese doppelte Anzeige war wohl der Tatsache geschuldet, dass es zu diesem Zeitpunkt noch keine LCD-Displays mit genügend Ziffern gegeben hat, die Stunden, Minuten, Sekunden und Zehntel-Sekunden hätten darstellen können.
Dieser Armband-Chronograph blieb mit der stromfressenden LED-Anzeige für die gestoppte Zeit ein Einzelfall. Das Nachfolgemodell von 1977 war bereits wie die “Jupp Derwall” mit analoger Zeitanzeige und LCD-Stoppuhr ausgestattet.
Robotergesicht mit Temperaturmessung
Anfang der 1980er Jahre trieb die japanische Uhrenfirma Citizen den Hype um die Hybridanzeigen auf die Spitze, indem sie bei ihren „Ana Digi“- Uhren die Zifferblätter zu einem stilisierten Gesicht anordnete. Diese Uhren waren dann auch unter dem Namen „Robot Face“ bekannt.
Vor allem bei der japanischen Jugend trafen diese Uhren den Zeitgeschmack der frühen 1980er Jahre. Die Populärkultur feierte damals sympathische Roboter und unheimliche Androiden. Sie bevölkerten die Leinwände von so unterschiedlichen Hollywood-Streifen wie “Star Wars” oder “Blade Runner”.
Die Robot-Face-Uhren vereinten eine Vielzahl von unterschiedlichen Funktionen. Mit den Zeigern wird die Zeit auf dem äußeren Zifferblatt angezeigt. Die vier LCD-Displays für Augen, Nase und Mund geben Sekunde, Zehntel-Sekunde, Mode und Datum an.
Bei so viel Funktionen kann man leicht den Überblick verlieren, vor allem wenn dann noch weitere hinzukommen. Ein anderes Hybrid-Modell von Citizen verzichtet deshalb auf die großen Analogzeiger, da sie immer in der Gefahr standen, die digitalen Anzeigen in der Mitte zu überdecken. Stattdessen erscheint die Zeit nun auf einem kleinen analogen Display oben links, während oben rechts eine zweite Zonenzeit eingestellt werden konnte.
Die anderen beiden LCD-Displays auf der rechten Seite zeigen alle anderen Funktionen an, die abwechselnd auf Knopfdruck abgerufen werden konnten. Das Flüssigkristall-Modul auf der linken Seite weist darauf hin, welche Funktion gerade aktiv ist – wichtig, damit man den Überblick behalten konnte. Als Neuerung wartet diese Uhr unter dem Gitter links unten mit einem elektronischen Sensor für die Temperaturmessung auf.
Auch wenn diese zweite Uhr nicht ganz so einprägsam gestaltet ist wie die Uhr mit dem klassischen Robotergesicht, so ist sie doch deutlich benutzerfreundlicher. Vielleicht war das der Grund, wieso Citizen 2021 genau dieses Modell im Zuge des 1980er Jahre-Revivals noch einmal auf den Markt brachte.
Bis auf die Omega Seamaster Albatross, die bereits bei uns vorhanden war, stammen die Modelle aus der Sammlung elektronischer Armbanduhren, die das Deutsche Uhrenmuseum Anfang 2024 geschenkt bekam. Auch mit diesen drei Uhren wurde einmal mehr deutlich, was für eine große Bereicherung diese Schenkung für die Sammlung des Deutschen Uhrenmuseums darstellt. Vielen Dank dafür!