In einem Kunstmuseum hängen an den Wänden Bilder – und im Uhrenmuseum? Natürlich Wanduhren! Doch genau wie in einem Kunstmuseum steckt viel Planung dahinter, wie eine Wand mit lauter Uhren gestaltet wird. Und manchmal sind Wanduhren und Bilder gar nicht so verschieden.
Die meisten Objekte im Deutschen Uhrenmuseum liegen oder stehen in Vitrinen hinter Glas. Es gibt aber auch einige Orte im Museum, an denen die Wände selbst als Ausstellungsfläche genutzt werden, um einen ganz bestimmten Eindruck zu erzeugen.
Ein gutes Beispiel dafür ist die Abteilung über die Schwarzwälder Uhrengeschichte im 20. Jahrhundert. Hier hängen an einer Stelle Küchenuhren aus fünf Jahrzenten nebeneinander. Gleich nebenan versammeln sich Beispiele für Wanduhren aus Wohnzimmer und Büro, aber es sind doch die Küchenuhren, die den ersten Blick auf sich ziehen. Unzählige Besucherinnen und Besucher haben hier schon ein Stück aus dem Haushalt der Großmutter wiedererkannt – und sich gewundert, dass diese Uhren ohne Holz und Kuckuck doch typische Schwarzwalduhren sind.
Große Flächen wie Wände laden dazu ein, anschaulich thematisch zu ordnen. Das ist an der gegenüberliegenden Wand zu sehen, wo Uhren mit batteriegetriebenen Uhrwerken aus der Nachkriegszeit jeweils mit politischen Slogans ihrer jeweiligen Jahrzehnte zusammengebracht werden. Ob das Adenauer‘sche „Keine Experimente“, Willy Brandts „Mehr Demokratie wagen“ oder Helmut Kohls „Wichtig ist, was hinten rauskommt“ – der Zeitgeist der 60er, 70er oder 80er lässt sich an der Uhrengestaltung genauso ablesen wie an den markigen Sprüchen der Politiker.
Wandflächen können aber auch für ein Panorama genutzt werden. Im Uhrenmuseum geschieht das in der Abteilung Industrie im 19. Jahrhundert, wo der Eindruck einer zeitgenössischen Industrieausstellung erzeugt werden soll, wie sie in der Filiale der Landesgewerbehalle an genau diesem Ort zu sehen war. Die Fülle an Uhrengehäusen sollte den Uhrmachern und Fabrikanten jener Zeit Inspirationsquelle für aktuelle Designs sein. Heute fühlen sich die Betrachter von der übergroßen Menge an gezeigten Objekten manchmal regelrecht erschlagen – wohin soll man nur den Blick wenden?
Vielleicht ja zu den Rahmenuhren: Sie waren um 1840 die modische Kombination aus Wandschmuck und Zeitanzeige. Häufig hatten die abgebildeten Tiere oder Menschen auch noch bewegliche Augen, die mit dem Pendelschwung den Blick schweifen ließen. Langfristig durchgesetzt haben sie sich aber nicht, sondern sind eher Modeerscheinung geblieben.
Heute werden Zeitanzeigen in allen möglichen Geräten verbaut, egal ob Backofen, Radio oder Telefon. Die Wanduhr ist längst nicht mehr alternativlos – trotzdem gibt es sie weiterhin in vielen Wohnungen. Der kurze Blick zur Wand ist eben praktisch wie eh und je.
Guten Tag verehrte Ausstellungs-Planer – Gestalter- Einrichter
Auch diesen Bericht habe ich mir genau angeschaut , und komme ganz klar zum
Entschluss ihnen zu schreiben.
Küchenuhren, Bahnhäusele , sowie auch Biedermeier-Rahmenuhren mit Hinterglas-
malerei alles i.O
Doch eine Schatz Schwingpendel-Uhr gehört wirklich nicht an die Wand der Küchenuhren.
Es muss ein sehr junger Volontär gewesen sein, der noch einen übrigen Nagel hatte
und damit einen senkrechten Abschluss auf der linken Seite der Ausstellungswand
bestimmen wollte. Von Stilrichtung und Zugehörigkeiten keine Ahnung.
Defintiv, diese Schatz-Schwingpendel-Uhr gehört nicht zu dieser Wandgestaltung.
In ihren Archiv liegen einige Schwingpendel-Uhren, gestalten sie doch mal eine
Wand mit diesem Thema. Wegen elektrisch betrieben, sind es keine Küchenuhren.
Ein Uhrensammler aus der Schweiz, der das Uhren-Museum schon sehr lange
im Auge hat. Mit Uhrigen-Grüssen A.E.
Vielen Dank für den ausführlichen Kommentar! Er hat uns gezeigt, dass unser Blogbeitrag missverstanden werden kann.
Sie können uns glauben: Selbst uns ist klar, dass die Schatz “Pendulo” nicht für die Küche gedacht war. Aber wir sind davon überzeugt, dass diese Uhr ein eindrückliches Beispiel für den Lifestyle der späten Adenauer-Ära darstellt. Denn das Foto mit der Schatz-Uhr zeigt neben Küchenuhren auch andere Wanduhren, die ebenfalls nicht in der Küche, sondern im Wohnzimmer oder in einem Büro hingen. Diese Ausstellungswand möchte anhand der Stilentwicklung in den 1960er bis 1980er Jahren den Zusammenhang von Uhren und Zeitgeist in der Bundesrepublik Deutschland belegen. Um Missverständisse bei zukünftigen Lesern zu verhindern, haben wir die Bildunterschrift und den anschließenden Text zu den Batterieuhren der 1960er Jahre verändert.