Die Zeit sichtbar machen …in der Öffentlichkeit

Im abschließenden Beitrag der Serie „Die Zeit sichtbar machen…“ stellen wir einige Entwürfe vor, die als Installation für Plätze unter freiem Himmel gestaltet wurden. Sie sollen nicht nur die Zeit anzeigen, sondern auch zum Verweilen und Betrachten einladen.

 

Kunstuhr von Hermann Wecken, Goslar 1859-1866; Inv. Nr. 16-2682 (Ein Klick vergrößert das Bild)

Große Uhren im öffentlichen Raum haben oft eine außergewöhnliche Form und Gestaltung. Sie zeigen nicht bloß die Zeit an, sondern sollen als Kunstwerk den Blick auf sich ziehen. Ein Beispiel dafür ist die Goslarer Kunstuhr, die heute im Deutschen Uhrenmuseums Furtwangen steht.

Zu jeder vollen Stunde stellen die geschnitzten Figuren die Kreuzigung Christi dar, die Apostel treten auf und es spielen Kirchenlieder. Dabei war sie ursprünglich gar nicht für die Öffentlichkeit geplant gewesen. Sie war ein Geschenk für die letzte Königin von Hannover (Goslar gehörte zum Königreich Hannover). Nach dem verlorenen Krieg von 1866 wurde die Uhr jedoch nie ausgeliefert, sie blieb in Goslar zurück und wurde schließlich eine öffentliche Attraktion für Reisende und Touristen.

Die Arbeitsgruppe von Julia Koch, Niklas Radel und Felicia Rudolph beschäftigte sich dagegen explizit mit dem Design für eine öffentliche Installation, bei der es um mehr als die reine Zeitanzeige geht:

„Wir haben uns dazu entschieden, unsere Uhr im sozialen Leben unterzubringen, indem wir sie an einem öffentlichen Platz platzieren, wo viele Menschen unterwegs sind. So können wir sie aus ihrem stressigen Alltag herausholen. Wir machen den Menschen so bewusst, wie wertvoll ihre Zeit ist und wie sehr sie in der Social-Media-Welt gefangen sind. Eine genaue Zielgruppe ist uns noch nicht bekannt. Aber wir fokussieren uns zum größten Teil auf die Handy- und Internetgeneration.

Für unsere Uhr haben wir einen öffentlichen Platz als Szenario gewählt, da es unser Ziel ist, möglichst viele Leute zu erreichen und sie so für jeden zugänglich sein sollte. Da die Gesellschaft sich immer mehr auf die virtuelle Welt fokussiert und immer und überall aktuell bleiben möchte, geraten viele Menschen in Stresssituationen. Da die Zeit nicht mehr wertgeschätzt wird, möchten wir mit unserer Uhr den Alltag der Gestressten verlangsamen.“

Niklas Radels Entwurf besteht aus zwölf Sitzbänken aus Aluminiumblech an den Positionen der Stundenmarkierungen. Unter der geschwungenen Form wird die jeweilige Ziffer durch eine Projektion angezeigt. Die Zeiger sollen durch LED-Beleuchtung auch im Dunkeln erkennbar sein.

Das Modell „TwentyFourSeven“ von Felicia Rudolph ist im Aufbau ähnlich. Hier haben allerdings die Sitzbänke selbst zum Teil die Form der Zahlen. Unter einer Glasplatte im Boden soll ein Uhrwerk sichtbar sein, das die Zeiger antreibt. Dieser Entwurf lehnt sich also wieder eher an das Design einer klassischen Uhr an.

Beim Entwurf von Julia Koch füllt sich im Laufe einer Stunde langsam jede Säule mit einer andersfarbigen Flüssigkeit. Zweimal täglich, jeweils um zwölf Uhr, werden die gefüllten Röhren abgelassen. Während um Mitternacht wohl kaum jemand diesem kurzen Moment beiwohnen wird, könnte es um zwölf Uhr mittags ein beliebter Treffpunkt für Touristen und Einheimische werden.

 

 

 

Damit endet unsere kurze Serie über die Designentwürfe von Schülerinnen und Schülern. Wir möchten uns sehr herzlich bei den Abschlussklassen des Berufskollegs für Produktdesign für die Bereitstellung der Dokumentationen, Bilder und Modelle bedanken. Es war auch für uns sehr spannend, einen Einblick in eure Arbeit zu bekommen. Das Deutsche Uhrenmuseum würde sich freuen, euch einmal bei uns als Besucher begrüßen zu dürfen, sobald wir wieder geöffnet haben!

 

Zum Nachlesen:

Die Zeit sichtbar machen… (Artikelserie zum Museumstag 2021)

:Teil 1: …zu Hause

Teil 2: …für Kinder

Teil 3: …im Alltag

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