Das Deutsche Uhrenmuseum feiert Geburtstag!

Vor genau 25 Jahren wurde das erweiterte Deutsche Uhrenmuseum 1993 für das Publikum geöffnet. Eine gute Gelegenheit für einen Blick zurück. Wie kam es denn, dass im kleinen Städtchen Furtwangen, fernab der großen Verkehrsströme, ein Uhrenmuseum entstehen konnte, das zu den bedeutendsten weltweit gehört?

 

Robert Gerwig (1820-1885) begründete 1852 die Furtwanger Uhrensammlung. Zeichnung von F. Dittner, um 1846. (Inv. 2010-068)

Begonnen hat alles am 29. August 1852. Im „Gewerbeblatt für den Schwarzwald“ war unter der Überschrift „Alte Schwarzwälder-Uhren“ zu lesen: „Wir wünschen bei der Uhrenmacherschule eine Sammlung von Schwarzwälderuhren anzulegen, welche dazu dienen soll, die Geschichte (…) aufzubewahren und zu versinnlichen.“ Verfasser war Robert Gerwig, Direktor der Großherzoglich-Badischen Uhrenmacherschule in Furtwangen.

Gerwigs Aufruf hatte Erfolg. In den folgenden Jahren kamen neben einfachen Schwarzwalduhren auch ganz kapitale Stücke nach Furtwangen, so das Planetarium von Philipp Matthäus Hahn von 1775. Dieses seinerzeit veraltete Modell war für den Unterricht in der Karlsruher Universität nicht mehr brauchbar. In Furtwangen hingegen erkannte man schon damals den historischen Wert solcher Objekte.

Planetarium von Philipp Matthäus Hahn, Kornwestheim um 1775. (Inv. 43-0002)

1874 erhielt die Uhrensammlung ein erstes Zuhause im Neubau der Furtwanger Landesgewerbehalle. Für die Betreuung der Uhren arbeitete die Gewerbehalle eng mit der Schnitzereischule zusammen. Ganz im Stil des Historismus erhielten viele Uhren eine andere Bemalung oder ein neues Gehäuse.

Der erste Sammlungskatalog von 1925. (Bibliothek Deutsches Uhrenmuseum)

1921 übernahm die Staatliche Uhrmacherschule die Sammlung. Vier Jahre später erschien ein erster Sammlungskatalog mit bereits über 1000 Uhren. Die „Historische Uhrenschau“ entwickelte sich nun zu einer weit herum bekannten Einrichtung.

In der Nachkriegszeit wurde aus der Uhrmacherschule eine Ingenieurschule. 1959 zog die Uhrensammlung in einen modernen Anbau zum Schulgebäude ein, den „Pavillon“.

Mitten in der beliebten Ferienregion Schwarzwald gelegen, entwickelte sich das Furtwanger Uhrenmuseum zu einem Besuchermagneten.

Aus der Kienzle-Sammlung: Uhr in Form eines Kruzifixes. Charles Bobinet, Paris um 1650 (Inv. K-0459)

1975 kaufte das Land Baden-Württemberg die umfangreiche und hochkarätige Sammlung der Kienzle-Uhrenfabrik und übergab sie dem Furtwanger Museum. Die größte Kollektion alter Uhren in der Bundesrepublik heißt seitdem „Deutsches Uhrenmuseum“.

Um Platz für die vielen Uhren zu schaffen, wurde 1989 mit einem Erweiterungsbau begonnen. Der Entwurf des Furtwanger Architekten Gregor Kuner sah eine Verschmelzung des bisherigen Pavillons mit dem Hauptgebäude der Fachhochschule vor.

Aus Begeisterung für den gelungenen Erweiterungsbau gründete Günter Niesen 1992 mit ein paar Freunden den Verein zur Förderung des Deutschen Uhrenmuseums. Der Förderverein hat inzwischen 65 Objekte im Wert von 160.000 Euro für das Museum erwerben können.

Im Jahr 2000 schließlich erhielt das Uhrenmuseum noch fehlende Hintergrundräume für Sonderausstellungen, Veranstaltungen, Werkstatt und Depot.

Bei der Einweihung des Gebäudes 1992 hatte Ministerpräsident Erwin Teufel die neuen Ziele des Deutschen Uhrenmuseums umrissen. Das Museum sollte als „technik-historisches Zentrum“ die Auswirkungen der industriellen Entwicklung auf das gesellschaftliche Leben aufzeigen. Nicht mehr Technik und Funktion der Uhren sollten erklärt, sondern ihre Bedeutung in historischen Zusammenhängen gezeigt werden.

Mit der Neuausrichtung der Ausstellung ab 2003 erweiterten sich auch die Arbeitsfelder im Hintergrund. Die Fachbibliothek wurde um historische Bestände erweitert und gezielt alte Prospekte mit ihrem typischen Zeitkolorit gesammelt.

In der Werkstatt werden heute Uhren nicht mehr nur repariert. Neben einem Uhrmachermeister kümmert sich ein Diplomrestaurator um die Sammlung. Ziel ist der bestmögliche Erhalt der Objekte samt ihrer Gebrauchsspuren.

Das Deutsche Uhrenmuseum ist seit langem berühmt für seine Führungen mit Demonstrationen von Musikautomaten. Diese gibt es noch immer, daneben aber auch Programme für Schulklassen und Kinder. Insbesondere die Uhrenwerkstätten im Sommer sind ein Dauerbrenner.

Tradition neu interpretiert: Schiebespiel mit Uhrenzifferblättern. Ein Klick auf das Bild führt Sie zum Online-Spiel auf unserer Website.

Als Einrichtung der Hochschule Furtwangen können wir auf die kompetente Unterstützung im Bereich Informatik zählen. Objekte und Bilder verwalten wir in einer hochwertigen Datenbank. Besucher im Museum können über mobile Endgeräte auf unser innovatives digitales Angebot in Bild, Text und Ton zurückgreifen. Und natürlich sind wir mit Internet und Museumsblog für Interessierte in aller Welt erreichbar. So versuchen wir auch nach 166 Jahren auf der Höhe der Zeit zu bleiben.

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