Die Wasser-Quarzuhr. Aprilscherz oder nicht?

Diese Quarzuhr braucht angeblich keine Batterien, sondern nur ein bisschen Wasser. Klingt nach Aprilscherz. Wenn Sie weiterlesen, erfahren Sie, ob wir Sie auf den Arm nehmen oder nicht.

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Es ist wahr!

Laneve Water Watch, 1977, Inv. 2024-017

Die Uhr läuft wirklich mit Wasser. 1977 entwickelten zwei Hersteller unabhängig voneinander eine Armbanduhr mit galvanischem Element, Ventu Research in El Paso und Ching Cheong Electronics Ltd. in Hong Kong.

Das Prinzip dahinter: Im Innern der Uhr befindet sich ein Gefäß, das mit Wasser befüllt werden kann. In dieser feuchten Atmosphäre setzt zwischen zwei Elektroden aus unterschiedlichen Metallen, häufig Kupfer und Zink, ein elektrochemischer Vorgang ein und Strom beginnt zu fließen. Genug, um eine ansonsten wasserdichte Quarzuhr anzutreiben. Sobald das Gefäß auszutrocknen begann, musste man die Uhr erneut mit Wasser „laden“.

Das galvanische Element

Diese galvanische Batterie ist schon über zwei Jahrhunderte bekannt. Doch es war ein langer Weg bis zu den heutigen Trockenbatterien und Akkumulatoren. Noch die ersten elektrischen Uhren liefen mit selbstgebauten galvanischen Elementen. Alexander Bain trieb seine Uhren um 1840 mit einer sogenannten Erdbatterie an. Dazu vergrub er zwei Elektroden in der feuchten Erde und verband diese über Drähte mit einer Uhr. Der dabei erzeugte Strom reichte zum Betrieb seiner Uhren aus.

Die ersten Quarzuhren

Gebrauchsanleitung

Etwa 130 Jahre nach dem Elektrouhr-Pionier Bain kamen die ersten Quarzarmbanduhren auf den Markt. Eine der größten Herausforderungen bei der Miniaturisierung der Quarzuhrtechnik auf die Größe einer Armbanduhr hatte darin bestanden, den benötigten Strombedarf so weit zu senken, dass zum Betrieb eine Knopfzelle genügte. Die frühen Quarzarmbanduhren waren um 1970 noch sehr teure Hightech-Produkte, im Preis den hochwertigsten mechanischen Armbanduhren vergleichbar. Verständlich, dass man solche Luxusprodukte, teils in Gehäusen aus massivem Gold, nicht einfach unter den Wasserhahn hielt, um die Batterie zu laden.

Aber bereits ein halbes Jahrzehnt später waren Quarzarmbanduhren keine Statussymbole mehr, sondern ganz alltäglich. Die Elektronikbauteile und Uhrenquarze wurden nun nicht mehr aufwändig von Hand gebaut und montiert, sondern massenindustriell hergestellt. Dies hatte den Preis von Quarzuhren  regelrecht abstürzen lassen.

Weniger eine Uhr als ein Spielzeug?

Beim Verkaufsstart 1977 war die Water-Watch mit einem Preis von 20,- DM für jeden erschwinglich. Die Uhr mit dem Wasserantrieb wurde ein großer Verkaufserfolg. Millionen davon sollen hergestellt worden sein. Richtig nachhaltig war die Uhr aber nicht, denn offensichtlich gaben viele bald den

Rückseite der Gebrauchs-anleitung

Geist auf. Sicherlich fanden einige es auf Dauer doch ein bisschen peinlich, mit solch einem Spielzeug am Arm herumzulaufen. Heute sind nur wenige dieser Massenartikel erhalten geblieben.

Nachahmer hat die kuriose Uhr nicht gefunden, wie wir finden, zurecht. Schließlich brachte es keinen echten Vorteil, die Uhr mit Wasser statt mit auslaufsicheren Batterien zu betreiben.

Angeblich läuft die Water Watch nicht nur mit Wasser, sondern mit jeder anderen Flüssigkeit – zur Not auch mit Bier. Das ist nun wirklich der passende Treibstoff für diese Schnapsidee!

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