Ein Fernsehapparat, eingebaut in eine Armbanduhr? Unglaublich! Anfang der 1980er Jahre galt die Seiko TV Watch als revolutionär. Die Uhr war so futuristisch, dass Roger Moore sie im James-Bond-Film „Octopussy“ sogar als Geheimwaffe verwendete.
Die Technik der Uhr
Fernseher waren Anfang der 1980er Jahre noch unförmige Kästen mit einer klobigen Bildröhre. Deshalb war es eine echte Sensation, als Seiko 1983 eine flache Armbanduhr auf den Markt brachte, in die ein LCD-Display zum Fernsehen eingebaut war.
Zugegeben, der gerade einmal 1,2 Zoll große Bildschirm war winzig, und auch das in hellblau/dunkelblau gehaltene kontrastarme „Schwarz-Weiß“-Bild ließ in seiner Qualität sehr zu wünschen übrig. Doch hatte die japanische Firma mit der Fernsehuhr den Sprung in eine andere Technologie gewagt, der die Zukunft gehören sollte. Schon 1985 stellte die mit Seiko verschmolzene Firma Epson einen ersten wirklichen Fernseher mit nun auch farbigem LCD-Display vor – heute sind Monitore mit Flüssigkristallanzeige der Standard. Bildröhren sind längst ausgemustert.
Ein bisschen war die Fernsehuhr noch eine Mogelpackung. Zum Fernsehen benötigte man zusätzlich einen Empfänger in der Größe eines damaligen Walkman, der über ein Kabel mit der Armbanduhr verbunden wurde. Das Kabel und auch der Kopfhörer dienten als Antenne. Ganz so klein war die Fernsehuhr also nicht – nur das Display war in das Armbanduhrgehäuse integriert, nicht aber die sonstige Technik. Angesichts des hohen Verkaufspreises von umgerechnet etwa 1000 DM überlegten sich viele, ob die Uhr das wirklich wert war. Nicht allzu viele dürften die Uhr gekauft haben.
Trotz allen Einschränkungen: Das Guinness Buch der Rekorde honorierte die Verdienste von Seiko bei der Miniaturisierung der Unterhaltungselektronik, indem es die Uhr 1984 als kleinsten Fernsehapparat auszeichnete.
James Bond als Markenbotschafter
Bis heute verbinden viele mit dem wenig zimperlichen Haudegen im Gentleman-Outfit auch seine Vorliebe für teure Armbanduhren. Schon Bond-Erfinder Ian Fleming verpasste dem Agenten mit der Lizenz zum Töten eine Rolex – eine kostenlose Werbung, von der die legendäre Schweizer Uhrenmarke bis heute zehrt. Aber schon bald musste man für dieses Product-Placement hohe Summen bezahlen.
Um 1980 trug Roger Moore alias James Bond in mehreren Streifen Uhren aus der aktuellen Produktion von Seiko. 1983 durfte da die Fernsehuhr nicht fehlen. Selbstverständlich hatte Q (der bei James Bond für die Gadgets des Agenten zuständig war) die Filmversion deutlich verbessert. Bei der Übergabe des technischen Wunderwerks zeigte das persönliche Exemplar von 007 anstelle der verpixelten Graustufen ein gestochen scharfes Farbbild. Eine Kabelverbindung war offenbar auch nicht mehr nötig.
Bemerkenswert: In späteren Actionszenen war das Fernsehbild dann doch wieder verblasst. Vielleicht, weil in dem obigen Werbeclip sonst aufgefallen wäre, wie stark die Uhr in einigen Szenen des Kinofilms geschönt war.
Die Uhr ist Teil einer hochwertigen Sammlung zur Geschichte der elektronischen Armbanduhren, die das Museum geschenkt bekam. Vielen Dank für diese wertvolle Ergänzung unseres Bestandes!