Der unermüdliche Würfelspieler

Ein Wecker, der würfelt? Klingt nach Fake News, ist aber wahr. Was es mit diesem sehr speziellen Wecker auf sich hat, erfahren Sie heute in unserem Blog.

Der Wecker

Auf dem Zifferblatt zwei Spieler in Renaissancetracht. Der linke hält einen Würfelbecher in der Hand. Alle 15 Sekunden hebt er den Becher und drei Würfel fallen auf den Tisch. Auch heute noch ist es verblüffend, mit welch einfachen Mitteln der Würfelspieler zum Leben erweckt wird.  Überzeugen Sie selbst in unserem  kurzen Video.

Was macht den Wecker so faszinierend?

Es ist sicherlich nicht nur der Mechanismus, der viele begeistert, sondern auch die Tatsache, dass das jahrtausendealte Glücksspiel bis heute nichts von seiner Attraktivität eingebüßt hat. Einigen gilt das Würfeln sogar als Sinnbild für das menschliche Leben. Denn solange sich die Würfel im Becher befinden, ist die Zukunft noch offen. Aber sobald die Würfel einmal gefallen sind, ist am Ergebnis nicht mehr zu rütteln. Aber anders als im Leben kann beim Würfeln das Schicksal immer wieder herausfordern. Neues Spiel, neues Glück!

Für uns besonders wertvoll

Wecker mit beweglichen Figuren wie dieser sind rar und deshalb von Sammlern sehr begehrt. Für uns ist aber nicht allein die Seltenheit entscheidend, ob wir die Uhr in die Sammlung aufnehmen. Idealerweise sollten Uhren auch eine möglichst lückenlose Provenienz mitbringen. So nennt man Informationen darüber, wer die Uhr gekauft hat und wo sie benutzt wurde. Je mehr wie über die Geschichte eine Uhr wissen, umso besser.

Rechnung an Hermann Uhl sr. für den Figurenwecker, 19.12.1925 (Inv. 2023-034). Zum Vergrößern bitte klicken!

Wir haben die Uhr aus dem Nachlass des früheren Uhren- und Schmuckgeschäfts Uhl in Gengenbach erhalten. Firmengründer Hermann Uhl senior hatte die Uhr am 19. Dezember 1925 direkt von der Firma Junghans bezogen, wie die erhalten gebliebene Rechnung zeigt.

Der damalige Verkaufspreis betrug 15 Mark. Er war damit etwa dreimal so teuer wie ein herkömmlicher Wecker. Kein Wunder, dass die Uhr in den 1920er Jahren ein Ladenhüter blieb, da die Mehrheit der Deutschen aufgrund der schlechten Wirtschaftslage nur wenig Geld hatte.

Es ist aber auch durchaus möglich, dass der Uhrmacher den Wecker gar nicht verkaufen wollte. Wie uns die Inhaberfamilie mitteilte, diente der Wecker noch in der letzten Uhrmachergeneration gelegentlich als Schaufensterdekoration. Eine gute Idee, denn die Uhr mit ihrem Figurenautomat erfreute sicherlich die Passanten und machte dabei beiläufig Werbung für die ausgestellten Uhren und Schmuckstücke. Damit man den Wecker weiterhin ausstellen konnte, wurde er über drei Generationen sehr pfleglich behandelt. Sein Zustand ist auch heute noch ausgezeichnet.

Gebrauchsanleitung für den Wecker "Würfelspieler" (Inv. 2023-034)
Gebrauchsanleitung für den Wecker “Würfelspieler” (Inv. 2023-034)

Erhalten geblieben ist auch die originale Gebrauchsanleitung für die drei Uhrwerke, die über vier Knöpfe und drei Aufzugsvierkante an der Rückseite bedient werden mussten. Sie erläutert dabei auch das ungewöhnliche Automatenwerk.

Auf der Rückseite der Anleitung sind neben der Schramberger Zentrale von Junghans die Außenstellen im In- und Ausland abgebildet, darunter in Wien und Venedig. Interessant, dass die weltgrößte Uhrenfabrik mit 7000 Angestellten sogar ein eigenes Werk in Villingen zur Herstellung von Messing betrieb. Stolz berichtet der Begleittext, dass die Tagesproduktion von 12.000 Stück bei Junghans etwa einem Siebtel der Weltproduktion an Uhren entspricht.

Rückseite der Gebrauchsanleitung mit den Produktionsstätten von Junghans (Inv. 2023-034). Zum Vergrößern bitte klicken!

Vielen Dank an die Familie Uhl für dieses wundervolle Geschenk!

3 Kommentare zu „Der unermüdliche Würfelspieler

  1. Danke für diesen wunderbaren Artikel, – wir freuen uns sehr, dass unser alter Würfelspieler hier so gewürdigt wird! G. und H. Uhl, Gengenbach

  2. Sehr erfreulich, lehrreich, nicht zu lang, auch für Schwarzwalduhren-Fans zu verstehen, unterhaltsam, kurzweilig. Weiter so !!!
    Grüsse an alle

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