Montfort-Uhren – Reminiszenz an ein altes Grafengeschlecht

1903 eröffnete die Schweizer Uhrenfirma Obrecht & Cie inVorarlberg einen Betrieb zur Montage von Taschenuhren. Sie trugen den Markennamen „Montfort“. Wieso eine Schweizer Firma in Österreich Uhren zusammenbauen ließ und wie der Name zustande kam, erfahren Sie heute in unserem Blog.

Wieso Bludenz?

Seit den späten 1880er Jahren erhob Österreich-Ungarn Einfuhrzölle auf Schweizer Uhren. Die Firma umging diese Gebühren, indem sie Einzelteile ins grenznahe Bludenz importierte und erst dort zusammenbauen ließ. Neben diesem Werk unterhielt die Firma Obrecht & Cie. zwei weitere Montagebetriebe: in Konstanz für den deutschen und in St. Ludwig (St. Louis), hinter der Grenze nahe Basel, für den französischen Markt.

Uhrenfabrik Plangg & Pfluger, Bludenz, 1920er Jahre

1922 übernahmen die Brüder Josef und Otto Plangg sowie Oskar Pfluger, ein ehemaliger Werkleiter bei Obrecht & Cie, das Unternehmen.

Wieso Montfort?

Taschenuhr, Montfort, wohl 1930-1950, Inv. 45-4181-1

Bei der Wahl des Markennamens „Montfort“ griffen die Unternehmer auf ein altes Adelsgeschlecht zurück. Die Grafen von Montfort waren eine hochadlige, sehr begüterte Dynastie mit weitläufigen Besitzungen im süddeutschen Raum. Ihren Namen trugen sie nach dem nahe der Schweizer Grenze gelegenen Stammschloss Montfort bei Weiler im heutigen Vorarlberg. Zwischen dem 12. und 18. Jahrhundert beeinflussten sie die territoriale Entwicklung Oberschwabens, der Ostschweiz und Vorarlbergs. Noch heute tragen viele Gebäude und Institutionen in dieser Region „Montfort“ in ihrem Namen.

Welche Uhren wurden gebaut?

Roskopfwerk mit großem Federhaus, Montfort, 1930-1950, Inv. 45-4181-1

In den 1930er Jahren konzentrierte sich die Produktion auf günstige Taschenuhren mit Stiftankerhemmung in der so genannten Roskopf-Bauweise: gekröpfter Anker, großes Federhaus sowie kein Sekundenzeiger. Das Zifferblatt bestand aus einer dünnen Aluminiumscheibe, die auf das Werk mit einem Durchmesser von 44,6 mm aufgeschraubt wurde.

Vor dem Zweiten Weltkrieg lag die Produktion bei ca. 900 Uhren pro Tag. Während des Krieges sank sie auf ein Drittel, da die Firma Plangg und Pfluger Aufträge aus der Rüstungsindustrie erhielt.

Die Uhren sind auf dem Ziffernblatt meist mit „Made in Austria“ bezeichnet. Durch den “Anschluss” Österreichs an Deutschland in den Jahren 1938 bis 1945 findet man jedoch auch die Bezeichnung „Made in Germany“.

Darüber hinaus sind manchmal die Schriftzüge „Railway Timekeeper“ und „Shock-Protected“ auf dem Ziffernblatt zu finden. Bedingt durch den technischen Fortschritt veränderte die auf dem Gehäuse abgebildete Eisenbahn im Laufe der Zeit ihr Aussehen. Beim Öffnen einer Uhr mit „Shock-Protected“ zeigte sich allerdings ein deutlicher Widerspruch, denn es wurde keine Stoßsicherung verbaut.

Das stetige Bemühen, die Produktions- und Materialkosten möglichst gering zu halten, führte in der Folge zu einer weiteren Variante des Uhrwerks, in dem eine günstig herzustellende Federhausbrücke eingebaut war. Man findet dieses weiterentwickelte Werk zum Beispiel in Uhren der Marken Roxedo oder Duke.

Das Ende

1967 meldete das Unternehmen Plangg und Pfluger Konkurs an. Auch die Übernahme durch die Schweizer Uhrenfabrik Silvalux rettete den Betrieb vor dem endgültigen Aus nur um ein Jahr.

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