Im August 2021 jährt sich der Todestag von Otto Lilienthal zum 125. Mal. Dafür würde Orville Wright diesen Monat seinen 150. Geburtstag feiern. Doch kennen Sie neben diesen illustren Namen der Fluggeschichte auch einen Flugpionier, der gleichzeitig Uhrmacher war?
Die Rede ist vom Schweizer Erfinder Jacob Degen. Dieser stammte aus einer protestantischen Schweizer Weberfamilie, die um 1770 als Fachleute für Seidenbandweberei nach Wien ausgewandert war. Offenbar hatte Jacob Degen ein besonderes Interesse für Technik, denn um 1780 wechselte er den Beruf, begann eine Uhrmacherlehre und wurde 1792 Meister seines Handwerks.
Degen gehörte zu den ersten nachweisbaren Luftfahrtpionieren, die Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts experimentierten. Es herrschte Aufbruchstimmung: Erst 1783 ließen die Gebrüder Montgolfier erfolgreich ihre Heißlufballons starten. 1784 veröffentlichte der badische Architekt Carl Friedrich Meerwein Entwürfe und Berechnungen für einen Flugapparat auf Basis des Vogelfluges. Doch es dauerte noch über 20 Jahre, bis Degen seine Flugmaschine baute und damit den ersten bestätigten und erfolgreichen gesteuerten Flug der Geschichte durchführte.
Zwischen 1808 und 1816 unternahm Degen mit wechselndem Erfolg mehrere Probeflüge. Seine Flugmaschine wurde von Muskelkraft angetrieben und imitierte den Flügelschlag von Vögeln. Zur Apparatur gehörte ein kleiner Gasballon, der den Piloten zwar nicht allein heben konnte, aber genügend von seinem Gewicht ausglich. Der übrige Auftrieb kam von den Schwingen.
Seine Fachkenntnis als Uhrmacher kam Jacob Degen bei einem anderen experimentellen Fluggerät zugute: 1816 ließ er in Wien einen unbemannten Helikopter steigen, der von einem Uhrwerk angetrieben wurde. Doch danach wurde es still um diesen frühen Flugpionier und seine Leistung geriet langsam in Vergessenheit.
Jakob Degen starb im August 1848. Gerade einmal drei Monate vorher war Otto Lilienthal auf die Welt gekommen – der mit seinen Gleitflugzeugen später Luftfahrtgeschichte schreiben sollte.