Uhren mit dem besonderen Dreh

Uhren zeigen die Zeit an, so weit so klar. Normalerweise dienen dazu Zeiger und Zifferblatt. Jedes Kind lernt, wie darauf die Zeit abzulesen ist. Doch wieso einfach, wenn es auch anders geht? So finden wir im Laufe der Geschichte vielfältige Varianten der Zeitanzeige.

Taschenuhr mit wandernder digitaler Stundenanzeige, ohne Zifferblattabdeckung.

 

Schon im 18. Jahrhundert wurden Taschenuhren mit auffälligen Anzeigen hergestellt. Besonders überraschend ist die Darstellung der Stunde mit einer wandernden Zahl. Auf den ersten Blick scheint unbegreiflich, wo sich die anderen Stunden “verstecken”. Die Lösung ist verblüffend. Sie sehen sie im nebenstehenden Bild. Die Herstellung dieser spektakulären Uhren ist jedoch aufwendig, entsprechend waren sie deutlich teurer als normale Taschenuhren ihrer Zeit.

 

Armbanduhr Mickey Mouse, Ingersoll, USA um 1950 (Inv. 2004-166)

Im 20. Jahrhundert sollte sich dies ändern. Nun findet man auch bei preisgünstigen Uhren optisch-mechanische Spielereien. Wohl am Beginn steht die “Mickey Mouse Watch” von Ingersoll. 1933 eingeführt, mitten in der großen Weltwirtschaftskrise, rettete das Modell die Firma vor dem Untergang. Das Prinzip der Uhr war denkbar einfach: Anstelle von Zeigern bewegte Mickey seine Hände. Die Uhr war nicht teurer als die normalen Modelle.

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg gab es neue Ideen für auffällige Uhren. So meldete am 4. Dezember 1952 um 17.30 Uhr die Uhrenfirma Ernest Borel & Cie SA aus Neuchâtel beim Schweizerischen Patentamt die Erfindung einer Uhr, „die charakterisiert ist durch mindestens ein Paar sichtbarer Elemente, von denen mindestens eines sich gegenüber dem anderen bewegt, die sich mindestens in einem Bereich überlagern und deren unteres beim Vorbeiziehen des oberen teilweise sichtbar ist, so dass in diesem Bereich ein ästhetischer optischer Effekt entsteht.“ (Link zum Patent) Diese etwas umständliche Formulierung beschreibt den technisch simplen, aber optisch ungemein reizvollen Effekt von zwei Strahlensternen, die sich gegeneinander drehen. Uhren mit solchen Zifferblättern wurden unter dem Modellnamen „Cocktail“ angeboten.

Armbanduhr “Tian Harlan Chromachron”, Schweiz um 1975. (Inv. 2012-135)

1974 meldete Kristian Harlan aus München ein Patent für eine neuartige “Zeitanzeigevorrichtung” an. Seine Patentschrift spricht, ebenfalls nicht sehr anschaulich, von “mindestens einem Paar von sich überlappenden, relativ zueinander beweglichen Zeitanzeigegliedern  (…) wobei auf mindestens einem der Zeitanzeigeglieder mit den Augen wahrnehmbare und voneinander unterscheidbare Markierungen angeordnet sind.”

Damit beschrieb Harlan eine Zeitanzeige, bei der jeweils nur ein Zwölftel des Zifferblatts sichtbar ist, welches aus einem Farbkreis besteht. Jede Stunde hat ihre eigene Farbe, ganz langsam wird die jeweils folgende sichtbar. Harlan bewarb seine “Uhr, die Zeit hat” mit Sätzen wie: “Farben sind als ein tiefes menschliches Erlebnis zu begreifen, sie waren immer schon eine natürliche Schönheit der Lebensrealität, genauso wie Zeit, Form und Raum.” (Chromachron, Edition Tian Harlan. O.O., 1988, S. 11)

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