Januar, Februar, März, April – Die Jahresuhr steht niemals still!

1884 gründete August Schatz in Triberg die Jahresuhren-Fabrik AG. Ihm gelang es nach vielen „langen Winterabenden“, die zuverlässigen Uhren mit dem typischen Drehpendel herzustellen. Sie müssen nur alle 400 Tage aufgezogen werden. Doch woher kam die Idee?

 

 

Die Geburt der Jahresuhr aus dem Schlachtfeld 

Johann Anton Harder (1811-1888)

Wenige Jahre zuvor war August Schatz Anton Harder begegnet. Dieser gilt als Erfinder der typischen Drehpendeluhren.

Nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 bereiste Anton Harder die Schlachtfelder von Sedan. Wie er erzählte, entdeckte er dort einen Grashalm, der durch das Zünderloch eines Schrapnellbodens gewachsen war. Als er den Grashalm nach oben zog, drehte sich dieser samt Munitionsstück langsam hin und her.

In diesem Moment, so berichtet Harder, war die Idee zur Drehpendeluhr geboren: Er erkannte, dass diese Bewegung nur wenig Energie braucht – und kam so auf die Idee, eine Uhr zu bauen, die nur einmal im Jahr aufgezogen werden musste. Dass nicht-funktionsfähige Drehpendeluhren schon zuvor in den USA patentiert wurden, verschweigt Harder in seinem Bericht.

US-Patent aus dem Jahr 1882 für die Jahresuhr von Anton Harder

Von der Idee zur funktionsfähigen Uhr – kein einfacher Weg

August Schatz (1854-1927)

Wie auch immer Anton Harder nun genau auf die Idee kam, Drehpendeluhren zu bauen – seine Suche nach einem fähigen Partner zur Herstellung gestaltete sich schwierig. Nach einigen Fehlversuchen mit verschiedenen Uhrenherstellern gelangte Ende 1881 ein nicht funktionierendes Modell Harders zum jungen August Schatz in Triberg.

Schatz hatte sich erst in diesem Jahr gemeinsam mit einigen anderen Uhrmachern selbstständig gemacht. Nun „arbeiteten und tüftelten [sie] viele Stunden an langen Winterabenden (…) um aus dieser Idee eine gangfähige Uhr herzurichten“, wie er selbst berichtete. Schließlich gelang der Durchbruch 1882: Im März wurden die 12 ersten funktionsfähigen Drehpendeluhren verkauft. Von da an wurden in Triberg regelmäßig größere Stückzahlen an Jahresuhren produziert.

Die Fabrikgebäude der Jahresuhrenfabrik in Triberg um 1910 (idealisierte Zusammenstellung).

1884 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und benannte sich nach diesem Uhrentyp: Die „Jahresuhren-Fabrik AG“ war gegründet. Über die Produktion berichtet August Schatz: „Rationell und billig nach dem amerikanischen Modell mußten die Uhren gefertigt werden, um auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu sein.“ Ab etwa 1900 entstanden Jahresuhren von unterschiedlichen Herstellern in großer Zahl. Die Uhr mit dem Drehpendel wurde zum Welterfolg.

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