Wir setzen unsere Reihe mit außergewöhnlichen Stücken aus der Sammlung fort. Heute zwei Uhren, die 2007 in der Reihe „Objekt des Monats“ vorgestellt wurden: Der Prototyp einer chipgroßen Atomuhr sowie ein Zeitschloss für Tresore.
Objekt des Monats März 2007
Herzstück einer Miniatur-Atomuhr, National Institute of Standards and Technology, Bolder, Colorado, 2004, Inv. 2006-125
Die heute genauesten Atomuhren sind groß wie Schränke und gehen weniger als eine Sekunde in vielen Millionen Jahren falsch – und das auch nur theoretisch. Sie dienen zur Bestimmung der offiziellen Zeit und stehen z. B. in der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig oder im National Institute of Standards and Technology (NIST), Boulder, Colorado, USA.
Das NIST entwickelte 2004 diesen Prototyp einer reiskorngroßen Atomuhr. Sie geht zwar nur in 300 Jahren eine Sekunde falsch, doch ihr Vorteil liegt in der geringen Größe. In mobilen Geräten eingebaut, könnten sie die Kommunikation und Datenübertragung schneller und effizienter machen.
Anmerkung aus dem Jahr 2024:
2004 schien der Prototyp des Herzstückes einer winzig kleinen Atomuhr die Zukunft der Zeitmessung einzuleiten. Doch diese Hoffnung war trügerisch. Heute, 20 Jahre später, ist diese Neuentwicklung immer noch nicht im Alltag angekommen. Zwar gibt es längst serienmäßige Chips zu kaufen, doch sind diese viel zu groß, um in das Gehäuse einer Armbanduhr eingebaut werden zu können. Nur für mobile Spezialanwendungen wie z. B. der Erdbebenforschung konnten sich die teuren, chipgroßen Atomuhren etablieren. Sicherlich, die moderne Telekommunikation benötigt mehr denn je Atomuhren, um den mobilen Datenverkehr zuverlässig zu regeln, doch sind die dabei verwendeten Geräte weiterhin deutlich größer und genauer als der Mikrochip.
Objekt des Monats Juni 2007
Zeitschloss für Tresore, Sargent & Greenleaf, Rochester N.Y. (USA) 1880er Jahre, Breite: 12 cm, Inv. 44-3560
Schlechte Zeiten für Bankräuber verhieß diese 1873 patentierte Erfindung von James Sargent: ein Zeitschloss, das Bankräubern die Arbeit deutlich erschwerte. Denn ein Tresor ist nur so gut wie das Schloss, das ihn verschließt.
Als ab Mitte des 19. Jahrhunderts die Tresorschlösser immer sicherer wurden, mussten die Bankräuber zu neuen Methoden greifen. Sie zwangen Bankangestellte, den Tresorschlüssel herauszugeben. Nun war die Schwachstelle des Sicherheitssystems nicht mehr das Schloss, sondern der Mensch. Daher brauchte man Schlösser, die nicht nur den Räubern, sondern auch den Bankangestellten den Zugang zum Tresor verwehrten.
Die Lösung des Problems hieß Zeitschloss. Damit ausgestattete Tresore waren für einen bestimmten Zeitraum für niemanden zugänglich. Bei Zeitschlössern von Sargent & Greenleaf konnte der Schließmechanismus auf bis zu 72 Stunden eingestellt werden, sodass der Tresor auch über das Wochenende verschlossen werden konnte. Zur zusätzlichen Sicherheit wurden zwei Werke verwendet, falls ein Uhrwerk einmal ausfallen sollte. Gewöhnliche Bankräuber, die Geld aus dem Tresor erzwingen wollten, mussten von da an pünktlich zur Stelle sein. Lediglich Panzerknacker ließen sich durch Zeitschlösser nicht vom Geldspeicher abhalten.