2002 hat das Museum begonnen, jeden Monat eine andere Uhr aus dem Depot vorzustellen. Die Reihe „Objekt des Monats“ entwickelte sich zu einem großen Erfolg. Die interessantesten aus über 250 Texten sollen nun in loser Reihe vorgestellt werden. Wir beginnen mit dem Jahr 2004.
Die Idee
Mehr als 8500 Objekte umfasst unsere Sammlung. Aus Platzgründen sind nur etwa 1200 Stücke im Museum zu sehen. Um diesen unsichtbaren Schatz an Uhren zu heben, stellt das Museum seit mehr als zwanzig Jahren jeden Monat ein anderes Objekt aus dem Lager hinter den Kulissen aus.
Seit vergangenem Monat ist das Museum wegen einer grundlegenden Sanierung bis voraussichtlich 2026 geschlossen. Die wechselnden Uhren aus dem Depot sowie Neuerwerbungen sind deshalb nicht mehr “live” in der Ausstellung, sondern nur noch virtuell im Blog zu sehen.
Diese Einschränkung begreifen wir als Chance. Denn so sind wir nicht mehr daran gebunden, immer neue Objekte zu präsentieren, sondern wir können stattdessen jeden Monat eine Auswahl aus den gelungensten Texten der vergangenen Jahrzehnte vorstellen. Lassen Sie sich überraschen vom Reichtum unserer Sammlung!
Wir beginnen mit zwei Uhren aus dem Jahr 2004.
ZUM VERGRÖSSERN DER BILDER BITTE KLICKEN
Objekt des Monats Juni 2004
Kukuschka
Kuckucksuhr, Majak, Serdobsk (UdSSR), um 1970, Inv. 1999-096
Die Kuckucksuhr wird nicht nur im Schwarzwald hergestellt. Sie ist ein globales Phänomen. Auch im kommunistischen Russland imitierte man den Kuckucksvogel mit seinem charakteristischen Ruf. Südöstlich von Moskau bei Penza stand die Serdobsker Uhrenfabrik, die unter dem Markennamen „Majak“ (Leuchtturm) Großuhren wie diese Kuckucksuhr herstellte.
Der Vogel, der auf Russisch „Kukuschka“ heißt, wohnt nicht wie sein deutscher Artgenosse in einem „Bahnhäusle“, sondern in einem dreieckigen Holzgehäuse. Doch das Uhrwerk samt Kuckucksautomat und die Tannenzapfenform der Gewichte weisen auf das Schwarzwälder Vorbild hin.
Dieser russische Kuckuck gelangte in den 1970er Jahren in den Westen. Ein deutscher Reisender, der die Sowjetunion besuchte, erhielt die Uhr als Geschenk. Matriotschka und Wodka wären landestypische Souvenirs gewesen. Aber der Kosmopolit Kuckuck in der Uhr setzte sich als Geschenk durch.
Ob Kukuschka seine Genossen aus der Heimat vermisste oder ob er sich als früher Aussiedler auch in Deutschland wohl fühlte, das – weiß der Kuckuck.
Objekt des Monats November 2004
Die Uhr ohne Tick
Uhr mit Rotationspendel, Uhrmacherschule Furtwangen, um 1890, Inv. 16-0118
„Tick-Tack –Tick-Tack“ ist das charakteristische Geräusch fast aller mechanischer Uhren. Das Ticken entsteht durch die Hemmung, den Mechanismus, der den Lauf der Uhr reguliert.
Bei Tisch- und Wanduhren wird die Bewegung der Hemmung oft durch ein Pendel gesteuert. Obwohl die hier gezeigte Uhr ein Pendel besitzt, ist sie völlig lautlos, sie tickt nicht.
Die Erklärung für den geräuschlosen Gang der Uhr liegt im sogenannten Rotationspendel. Dieses Pendel schwingt nicht hin und her, sondern rotiert um eine Achse. Uhren mit Kegelpendel benötigen keine Hemmung, da die Drehung um die eigene Achse den Lauf reguliert.
Uhren mit Kegelpendel wurden nur als Einzelstücke angefertigt. Diese Tischuhr wurde vermutlich Ende des 19. Jahrhunderts in der Uhrmacherschule Furtwangen hergestellt.
Toll,völlig neu,obwohl aus dem19. Jahrhundert