Es ist ein ernstes, aber meist wenig beachtetes Kapitel der deutschen Geschichte: Wie in fast jedem deutschen Ort gab es auch in Furtwangen während des Zweiten Weltkrieges Zwangsarbeit. Eine Sonderausstellung im Deutschen Uhrenmuseum beschäftigt sich mit Einzelschicksalen.
Während des Zweiten Weltkrieges wurden unzählige Menschen aus ganz Europa nach Deutschland verschleppt, um hier Zwangsarbeit zu leisten. Besonders hart traf es die vielen, die aus dem Gebiet der heutigen Ukraine kamen, damals Teil der Sowjetunion. Die ukrainische Nichtregierungsorganisation After Silence hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Schicksale der Opfer herauszufinden und in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein für dieses lange ausgeblendete Verbrechen zu schaffen. Sie hat die Ausstellung erarbeitet.
Für Furtwangen gibt es mehrere historische Fotografien von Zwangsarbeiterinnen, die hier festgehalten wurden und Arbeit für Deutsche leisten mussten, sowohl in der Industrie, in der Landwirtschaft, als auch im Gewerbe, im städtischen Dienst oder in Privathaushalten. Mit intensiver Recherchearbeit ist es gelungen, einige dieser Frauen zu identifizieren. Im Rahmen der Ausstellung “Wo die besten Jahre vergangen sind” werden ihre Geschichten im Deutschen Uhrenmuseum vorgestellt.
Im Schatten der Geschichtsschreibung
Neben all den grauenhaften Verbrechen und Morden, die Nationalsozialisten und Mitläufer verübt haben, findet das Thema Zwangsarbeit meist weniger Beachtung. Mit 13 Millionen Menschen waren sie jedoch die zahlenmäßig größte Opfergruppe. Die Menschen, die aus ihrer Heimat teils mit falschen Versprechen fortgelockt, teils direkt entführt wurden, mussten leiden, wurden traumatisiert und ausgebeutet. Harte Arbeit in der Fremde, haftartige Unterbringung in Baracken, Hunger und Unterernährung, Ungewissheit, ob sie jemals ihre Familien und ihre Heimat wiedersehen konnten, und teilweise brutale körperliche Gewalt gehörten zu den Erfahrungen, die sie in Deutschland in den 1940er-Jahren machen mussten.
Auch nach dem Ende des Krieges war das Leiden für die damaligen “Ostarbeiterinnen” nicht vorbei. Wer überlebte und nach Hause zurückkehren wollte, war dem Misstrauen der sowjetischen Behörden ausgesetzt und stand unter dem Verdacht, mit den Deutschen kollaboriert zu haben. Viele Jahre lang war es auch den vorgestellten Ukrainerinnen nicht möglich, offen über die Erlebnisse zu sprechen. So wurde auch in den betroffenen Familien geschwiegen.
In Furtwangen ist heute von den damaligen Geschehnissen nichts mehr zu sehen. Umso wichtiger ist es, die Erinnerung daran wachzuhalten.
Die Sonderausstellung kann vom 26. Januar bis 28. April 2024 im Deutschen Uhrenmuseum besichtigt werden.
Ein Kommentar zu „Wo die besten Jahre vergangen sind“