Am letzten Märzwochenende beginnt die Sommerzeit. Seit 1980 werden in der Nacht von Samstag und Sonntag die Uhren um 2:00 Uhr um eine Stunde vorgestellt. Die Einführung der Sommerzeit hat aber nichts mit der Ölkrise 1973 zu tun. Wie es wirklich war, lesen Sie heute in unserem Blog.
Kurze Geschichte der Sommerzeit
Deutschland hatte schon früh Erfahrungen mit der Zeitumstellung gesammelt. Als erstes Land überhaupt hatte das Deutsche Kaiserreich 1916 die Sommerzeit eingeführt. Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde diese unpopuläre Maßnahme beendet. Auch im Zweiten Weltkrieg und der anschließenden Besatzungszeit von 1940 bis 1949 drehte Deutschland wieder an der Uhr.
Spart die Sommerzeit Energie?
Während der Ölkrise vor fünfzig Jahren forderten einige Abgeordnete die Bundesregierung auf prüfen zu lassen, ob mit der Zeitumstellung Energie eingespart werden könne. Das Ergebnis war ernüchternd. Helmut Schaefer, Leiter der Münchner Forschungsstelle für Energiewirtschaft, stellte fest: Durch die Sommerzeit würden nur 1 bis 2 Promille weniger Strom für Beleuchtung verbraucht – lächerlich wenig angesichts des organisatorischen Aufwands für die Zeitumstellung. Die Regierung entschied sich gegen die Sommerzeit.
Dieser Befund war alles andere als überraschend. Denn schon im ersten Jahr der Sommerzeit 1916 hatte sich gezeigt, dass durch die Zeitumstellung nicht nachweisen lässt, dass der Verbrauch an Kohle und Gas sinke. Denn gegenüber anderen Faktoren wie der Witterung oder konjunkturellen Schwankungen ist der Einfluss der Sommerzeit zu vernachlässigen. Dennoch hält sich bis heute der Irrglauben, die Sommerzeit könnte nennenswert Energiekosten reduzieren. Was sich subjektiv als bessere Ausnutzung des Sonnenlichts anfühlt, muss objektiv nicht stimmen. Spöttisch kommentierte Helmut Meitzner, Referent für Energiefragen im Wirtschaftsministerium, dieses populäre Missverständnis 1974: „Das leuchtet so schön, deshalb glaubt jeder gleich, da wäre was zu machen.“
Der wahre Grund für die Sommerzeit
Auf dem gesamten Kontinent galt damals wie heute Mitteleuropäische Zeit. Dennoch war es im Sommer nicht einfach festzustellen, wie spät es in den Nachbarländern war. Der Spiegel sprach von “Europas Zeitsalat“. Einige Staaten hatten die Sommerzeit eingeführt, andere nicht. Erschwerend kam hinzu, dass Länder mit Sommerzeitregelung die Uhren zu ganz unterschiedlichen Terminen umstellten. Deshalb schlug der Rat der europäischen Gemeinschaft 1976 einen verbindlichen Anfangs- und Endtermin für die Sommerzeit vor.
Auch die meisten Staaten, die bislang nicht die Uhren umgestellt hatten, erklärten sich bereit, die Sommerzeit einzuführen, um die Zeiten in Europa weiter zu vereinheitlichen. In der Bundesrepublik Deutschland regelte das Zeitgesetz von 1978 das zukünftige Rücken an den Zeigern.
Allerdings trat die Sommerzeit zunächst nicht in Kraft. Die Bunderepublik nahm Rücksicht auf die besondere Situation im geteilten Deutschland. Schließlich wollte man im Osten einstweilen von der Sommerzeit nichts wissen. Hätte der Westen im Alleingang die Uhren umgestellt, so wären im geteilten Berlin während des Sommerhalbjahres zwei unterschiedliche Zeiten in Gebrauch gewesen. Im Oktober 1979 kündigte die DDR überraschend an, im Folgejahr die Uhren umzustellen. 1980 kam die Sommerzeit dann auch im Westen der Republik.
Und heute?
Im Rückblick erscheint die Sommerzeit als wichtiger Schritt auf dem Weg zur europäischen Einigung. Heute gäbe es wohl nur dann eine realistische Chance, die Zeitumstellung abzuschaffen, wenn sich alle Mitgliedsländer der EU auf eine andere gemeinsame Regelung einigen. Ein Alleingang einzelner jedoch würde unweigerlich dazu führen, in das Wirrwarr der 1970er Jahre zurückzufallen.