Sonnige Zeiten!

Noch sind die Nächte länger als die Tage. Doch das ändert sich in diesem Monat. Die Vorfreude auf den Frühling und die wärmende Sonne unterstreichen wir heute mit einigen Uhren, denen es wohl genauso geht: Ohne Sonnenschein würden sie nämlich gar nicht funktionieren!

Solarenergie ist nicht erst seit heute ein wichtiges Thema. In der Raumfahrt der 1950er-Jahre dienten Solarzellen schon zur Energieversorgung für Satelliten. Durch die Ölpreiskrisen in den 1970er-Jahren begannen neue Stromquellen langsam auch ins Blickfeld von Politik und Wirtschaft zu rücken. Allerdings waren Solarzellen noch sehr teuer und erbrachten deutlich weniger Leistung als heute. Wenn überhaupt, konnten damit im Haushalt zunächst nur Geräte mit sehr geringem Energiebedarf betrieben werden.

Uhren gehörten somit zu den ersten Produkten überhaupt, die mit Solarstrom angetrieben wurden. Schon in den 1950er Jahren hatte der Genfer Luxusuhrenhersteller Patek Philippe erste solarbetriebene Tischuhren vorgestellt. Doch die wenigen Einzelstücke kosteten noch ein Vermögen.

Uhren für das Raumfahrtzeitalter

Werbeaufsteller für den Solar-Pionier “Kienzle Heliomat”, aus einem Katalog um 1963: “Weltraum-Motiv: Satellit vor gelbrotem Sonnenball, nachtblauer Hintergrund […] Konsole dunkelblau überzogen, zum Aufstellen einer Original-Lichtuhr.” (Archiv Deutsches Uhrenmuseum)
Kaum ein Thema entfachte die Phantasie der Zeitgenossen in den 1960er-Jahren mehr als die Eroberung des Weltraums. Von der Faszination der Mondfahrt und der ersten künstlichen Himmelskörper versuchte auch die Werbung zu profitieren. Wenn Satelliten mit Sonnenkraft betrieben wurden, dann waren Solaruhren wahre High-Tech-Produkte – so die Aussage auf Plakaten und Katalogseiten.

1963 kam der “Heliomat” der Firma Kienzle auf den Markt, 1965 zogen Junghans mit der “Ato-Lux” und die japanische Firma Seiko mit der “Photo-Electronic” nach. Im Innern tickten noch elektromechanische Uhrwerke mit großen Akkus, die von Solarzellen geladen wurden. Aber auch diese Uhren waren noch keine Massenprodukte, sondern aufwendig gestaltete und teure Prestige-Objekte in kleiner Auflage.

Werbung für die solarbetriebene Tischuhr “Ato-Lux” von Junghans (Archiv Deutsches Uhrenmuseum)

Am Wendepunkt der Uhren-Zeiten

Quarzwerk der “Solar Quarz”. Gut erkennbar sind die Solarzellen über der Anzeige. (Ein Klick vergrößert das Bild.)

1976 brachte die bayrische Firma Cristalonic die erste solarbetriebene Armbanduhr auf den Markt. Damals nahm die “Quarzrevolution” gerade Fahrt auf, bei der die traditionelle mechanische Uhrentechnik durch die Mikroelektronik ersetzt wurde. Die neuartigen Quarzuhren waren einfacher in der Handhabung und deutlich präziser. Durch automatisierte Massenfertigung waren sie bald auch viel billiger als die mechanischen Zeitmesser.

Solar Quartz, Cristalonic, München 1976; Inv.-Nr. 2020-010. (Ein Klick vergrößert das Bild.)

Von einem günstigen Preis ist die “Solar Quartz” von 1976 allerdings noch ein gutes Stück weit entfernt. Auch wenn die Preise für einfache Quarzuhren damals bereits zu sinken begannen, so musste man für dieses Hightech-Produkt mit Solarzellen noch tief in die Tasche greifen. Aber dafür trug man dann auch einen Hauch von Weltraumtechnik am Armband.

 

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