Die Geschichte der Armbanduhr – Wie alles begann

Eine echte Rolex! Davon träum(t)en kleine und große Jungs (Inv. 1998-032)

Als um 1900 erste Uhren am Handgelenk getragen wurden, hätte kaum jemand gedacht, dass es sich dabei um die Uhrenform der Zukunft handelt. Doch Ende des 20. Jahrhunderts wurden jährlich rund eine Milliarde Armbanduhren produziert. Über diesen Höhenflug der Armbanduhr  wollen wir in den kommenden Monaten in einer neuen Serie berichten. Wie alles begann, können Sie heute schon erfahren.

 

Die Armbanduhr ist weiblich

Bereits im 19. Jahrhundert gab es prunkvolle Armbänder, in die eine kleine Damentaschenuhr eingelegt werden konnte. Zum praktischen Zeitablesen waren diese Schmuckstücke aber nicht gemacht.

Schmuckarmband mit Taschenuhr, Henry Capt, Genf, um 1850 (Inv. 47-3825)

Für Männer war es undenkbar, solche als „weibisch“ geltenden Armbänder mit Zeitanzeige zu tragen. Noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein griff der „Herr von Welt“ zur Taschenuhr.

 

Frauenkleidung taugt nicht für Taschenuhren

Der empfindliche Mechanismus der kleinen Uhren war in den Westentaschen der Männer gut geschützt. Aber in den Blusen, Röcken oder Kleidern der Frauen gab es keinen Platz für solche Uhren. Die traditionelle Damenkleidung kam ohne Taschen aus.

Als nach 1900 mehr und mehr Frauen berufstätig wurden, mussten sie sich dem Takt der Industriegesellschaft anpassen. Geregelte Arbeitszeiten und der Alltag im Büro verlangten den häufigen Blick auf die Uhr, die weibliche Angestellte nun am Handgelenk trugen. Aber auch Hausfrauen erkannten rasch, wie praktisch es ist, wenn die vorher an einer Kette getragene Uhr außer Reichweite von Kinderhänden war.

 

Vom Provisorium zur „richtigen“ Armbanduhr

Zunächst wurden Taschenuhren in grobe Lederkapseln eingelegt, die man mit einem Band um das Handgelenk befestigte. Ebenso gab es Metallspangen, in die man die Uhr einklemmen konnte. Vielfach arbeitete der Uhrmacher die Damentaschenuhren zur Armbanduhr um, indem er einfach zwei Drahtbügel für das Lederband anbrachte.

“Darling”, die erste deutsche Armbanduhr, Aus einem Inserat der Uhrenfirma Thiel, Ruhla, 1913. (Ein Klick vergrößert das Bild)

Kurz vor dem Ersten Weltkrieg gab es schon „richtige“ Armbanduhren für Damen. Thiel im thüringischen Ruhla brachte 1912 “Darling”, die erste deutsche Uhr fürs Handgelenk, auf den Markt.

Thiel hoffte darauf, diese Armbanduhr auch an Sportler und Militärs verkaufen zu können. Zu “Everybody’s Darling” wurde die Armbanduhr aber erst nach dem Ersten Weltkrieg.

 

Wie der neue Uhrentyp schließlich auch an die Handgelenke von Männern kam, können Sie im folgenden Artikel erfahren. Und natürlich auch, wie die Elektrizität in der Armbanduhr Einzug hielt.

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