Auto und Uhren. “The Henry Ford” in Detroit

Henry Ford Museum in Detroit

„1 Quadratkilometer Ausstellungsfläche, 26 Millionen Objekte, 300 Jahre Geschichte“ – so wirbt „the Henry Ford“ selbstbewusst. Über eine Million Besucher pilgern jedes Jahr nach Detroit in eines der größten und bedeutendsten Museen weltweit. Auch unser Kollege Johannes Graf war da. Lesen Sie seinen Reisebericht.

 

Autouhren aus Deutschland, 1937

„Cars, Clocks & Watches“ – betitelte die amerikanische Uhrensammlervereinigung NAWCC ihren diesjährigen Kongress zum Thema “Auto und Uhren”. Um den Fokus nicht zu einseitig auf die Entwicklung in den Vereinigten Staaten zu lenken, war ich eingeladen, im Zentrum der amerikanischen Fahrzeugindustrie über den deutschen Beitrag zur Geschichte der Autouhr zu sprechen. Schließlich fuhren um 1885 in Baden und Württemberg die allerersten Benzinkutschen.

Doch erst zwanzig Jahre später machten die USA das Auto dank modernster Produktionsmethoden zu einem Massenverkehrsmittel. 1930 bevölkerten bereits 30 Millionen Autos die Straßen der Welt – 80% davon in den Vereinigten Staaten. Allein 15 Millionen kamen aus Henry Fords gigantischer Fabrik mit 100.000 Arbeitern.

Durch den überragenden geschäftlichen Erfolg war Henry Ford zu sagenhaftem Reichtum gelangt. In den 1920er Jahren begann er, in großem Stil historische Schlüsselstücke zur Geschichte der Erfindungen zu sammeln. Ford wollte in einem Museum zeigen, wieso sich die Vereinigten Staaten zur führenden Wirtschaftsmacht entwickelt hatten.

In kürzester Zeit hatte er allein 3000 alte Uhren zusammengetragen – schließlich hatte er als Jugendlicher selbst erfahren, wie das Reparieren von Taschenuhren zu einem tieferen Verständnis für technische Zusammenhänge geführt hatte. Heute befinden sich im “Museum der amerikanischen Innovationen” neben unzähligen Automobilen unter anderem die älteste Dampfmaschine und zahlreiche Flugzeuge.

Menlo Park Laboratorium, um 1880.

Henry Ford sammelte aber auch ganze Häuser und Firmenkomplexe. Im anschließenden Freilichtmuseum Greenfield Village sind nicht nur alte Bauernhäuser und mechanische Erntegeräte zu sehen, sondern ebenso Gebäude, die für die Geschichte der Erfindungen von herausragender Bedeutung sind. Ein ganz besonderes Highlight: das Menlo Park Laboratorium von Thomas Alva Edison. Denn dort drückte Edison der modernen Gesellschaft seinen Stempel auf: Hier entwickelte er unter anderem die Glühbirne, die Elektrizitätsversorgung und das Grammophon zur Serienreife.

Fahrradladen der Gebrüder Wright, Geburtsort des ersten Flugzeugs.

In einem eher unscheinbaren Fahrradladen auf der Hauptstraße des Greenfield Village wurde 1903 die Ära der Luftfahrt eingeläutet. In diesem ursprünglich in Dayton (Ohio) befindlichen Gebäude entwickelten die Gebrüder Wright ihren neuartigen Flugapparat.

Heute bezeichnet sich die ehemals so stolze Stahlregion angesichts der  amerikanischen Autokrise ironisch als „Rustbelt“. Doch das von Henry Ford gegründete Museum hat nichts von seinem Glanz verloren.

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