“Glotzer oder Läufer?” Paul Revellios Bildwelten

Schauen macht hier einfach Spaß: bei den “Glotzern” setzen sich leuchtende Farben zu Gesichtern zusammen. Daneben gesellen sich die „Läufer“ des Black Forest Run der Hochschule Furtwangen in einem eigenen Fotobereich. Wir stehen in der Ausstellung des Künstlers Paul Revellio im Deutschen Uhrenmuseum Furtwangen. 

Die Arbeiten Paul Revellios sind es, die eine Brücke schlagen von Glotzern zu Läufern: Seine Original-Lithografien erhalten die Läufer in Furtwangen seit 2007 als Siegerprämien.


Bei den Fotostrecken zum Black Forest Run
geht es nicht ums Siegen, eher um den Spaß am Sportevent: Aus über 6000 Fotos haben Matthias Hüttlin vom Deutschen Uhrenmuseum und Robert Schäflein-Armbruster, Initiator des Black Forest Runs, eine atmosphärisch dichte Auswahl getroffen.

 

 

 

Die Ausstellung wurde am 10. November mit rund 160 Gästen eröffnet. Robert Schäflein-Armbruster stellt den Künstler und die Ausstellung vor (Video starten 41 sek)

 

 

 

 

Paul Revellio, Jahrgang 1957, stammt aus einer Druckerfamilie in Villingen. Zum Studium zog es ihn nach Berlin an die Hochschule der Künste. Heute arbeitet er in Sachsenheim, ist aber auch in Villingen im Kunstverein beheimatet. Neben den klassischen Maltechniken schätzt Revellio vor allem die Lithografie. Schon seit Studienzeiten lithografiert er im eigenen Atelier. Was ihn an dieser aufwändigen Drucktechnik fasziniert? Die „angenehme Haptik“ der Bildoberfläche, deren Rechteck außerdem vom Druck des Lithosteins in das volumenreiche Hadernpapier eingeprägt ist. Und natürlich die hohe Bildqualität, die manchmal kaum von der Ursprungszeichnung zu unterscheiden ist. Genau aus diesen Gründen nutzen gerade Künstler  diese Technik zur Vervielfältigung nach wie vor gern, während sie in der Druckindustrie längst von Offset- und Digitaldruck abgelöst worden ist.

Ein Rundgang in der Ausstellung kann nicht objektiv sein, daher hier einfach einige markante Eindrücke:

Paul Revellio variiert seine Motive, und wer mag, kann in den Details feine Unterschiede entdecken. Jedes dieser Motive hat seine eigene Geschichte, die sich von Variante zu Variante weiterentwickelt.

Erst auf dem zweiten Blick geben sich die “Brandstifterinnen” anhand ihrer Streichhölzer oder gar am brennenden Schwarzwaldhof zu erkennen.


Scheinbar alltägliche Szenen
begegnen uns in der Ausstellung immer wieder: “Spaghettiesserin”, “Frauen im Café”. Daneben gibt es auch die hintergründigen „Brandstifterinnen“, immer mit Bollenhut, und hier auch mit rätselhaftem “Lupenauge” (Felix Muhle).

 

 

Zurück zu den Glotzern: vom Künstler selbst so benannt, wirken sie fast wie sein Markenzeichen. Ihre Bildformate reichen von fenstergroß bis gucklochklein – als Farblithografie, Aquarell oder in Öl. Es sind bildfüllende Gesichtsmasken, gefügt aus wenigen Elementen, manchmal in archaischer Anmutung. Auch hier lohnt der genaue Blick, denn gerade im Nebeneinander der Bilder wird klar, dass jeder Glotzer einen eigenen Ausdruck hat – und immer wieder knüpft einer davon an unsere Stimmung an.

 

Vorführung der Litho-Presse: Am 2. Januar 2024 gibt es um 13 Uhr die letzte Gelegenheit, live mitzuerleben, wie an der Handpresse Grafiken mit feinsten Nuancen entstehen. Paul Revellio führt die Litho-Presse persönlich vor und erläutert bei Interesse auch, wie diese Drucktechnik darauf basiert, dass Wasser und Fett sich nicht mischen.

 

Besonders spannend und (wirklich) nur für junges Publikum vorgesehen: Im Winterworkshop „Litho-Kids“ werden sogenannte „kitchen lithos“ erstellt. Dabei handelt es sich um ein junges Verfahren, bei dem der aufwändige Druckprozess mit „Küchen“-Utensilien entschärft wird: Alufolie statt Kalkstein, gute Wachskreide statt Lithotusche und schließlich Cola statt Salpetersäure. Über Wochen hinweg haben Isabelle Zink und Paul Revellio im Museum zusammen experimentiert und das Verfahren perfektioniert. „Drucken wie von Zauberhand“  ist nicht zuviel versprochen, denn die Ergebnisse können sich sehen lassen!

Lithografie-Vorführung mit Paul Revellio: Di, 2. Januar 2024, 13 Uhr, Eintritt frei.
Litho-Kids: Drucken wie von Zauberhand, Kinderworkshop mit Paul Revellio:
Di,  2. &  Do, 4. Januar 2024, jeweils 14 Uhr, Teilnahme ab 6 Jahren, 8 EUR. mehr
Ausstellung geöffnet bis 6. Januar: Dienstag bis Sonntag, 10 – 17 Uhr,

 

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