Was wäre Weihnachten ohne Geschenke unter dem Weihnachtsbaum? Schade nur, dass die Tännchen jedes Jahr nach den Feiertagen vertrocknen. Im Uhrenmuseum haben wir einen Baum auserkoren, der nicht nur haltbar, sondern auch sehr selten ist.
Mit etwas Phantasie kann man in dem filigranen Stück sogar die Form eines Tannenbaums entdecken – ein länglicher Stamm, von dem Äste abzweigen. Aber was ist das eigentlich? Ein Kunstobjekt? Eine extravagante Dekoration? Und was hat das mit Uhren zu tun?
Es handelt sich um einen Gussbaum. Er enthält zahlreiche Messing-Bauteile für einen Regulator, also für eine Wanduhr im länglichen Gehäuse. Einige Teile waren für das Uhrwerk bestimmt, andere als Dekor für das Gehäuse.
In nur einem Gussvorgang konnten mit dieser verzweigten Form viele Teile gleichzeitig hergestellt werden. Dies spart Material und Energie.
Das flüssige Metall wurde in die Form eingegossen, suchte sich durch Kanäle seinen Weg in die eigentlichen Negative der Bauteile und kühlte aus. Dabei bildete das in den Gusskanälen zurückbleibende Metall die Baum-Form.
Beim Lösen aus der Form blieben die gegossenen Teile über Stege zunächst noch verbunden und mussten erst getrennt werden. Die Stege konnten dann einfach wieder eingeschmolzen und weiterverarbeitet werden.
Gussbäume waren eigentlich nur ein Zwischenprodukt bei der Herstellung. Deshalb sind solche auch nur selten erhalten. Als wir vor ein paar Monaten diesen Gussbaum als Geschenk angeboten bekamen, haben wir ihn gerne hat in die Sammlung aufgenommen. Vielen Dank an den Schenker!
Dass es sich um ein Zwischenprodukt handelt, ist gut zu erkennen, wenn man sich die Gussteile etwas genauer ansieht. An den Kanten sind noch die Gussgrate erhalten. Diese werden normalerweise bei der weiteren Verarbeitung abgefeilt.
Warum ausgerechnet dieses Bäumchen „überlebt“ hat, wissen wir nicht. Heute wird es jedenfalls als Weihnachtsbaum zweckentfremdet – geschmückt ist es ja schon. So verbreiten wir auch für das geschlossene Uhrenmuseum ein wenig vorweihnachtliche Stimmung.