Zeit-Zeichen?

Claude Chappe erfand um 1790 den Flügeltelegrafen. Damit konnte man Nachrichten auf optischem Weg über weite Strecken vergleichsweise schnell und unkompliziert senden. Aber was hat das mit Zeit oder Uhren zu tun?

„Rasend schnelle“ Nachrichtenübermittlung

Chappes Erfindung, der Flügeltelegraf, auch Semaphorentelegraph genannt, war eine bewegliche Konstruktion aus drei Balken, die auf einem hohen Mast befestigt wurde. Durch unterschiedliche Positionen der Balken konnten nun Buchstaben mithilfe eines Codes, dem sogenannten Winkeralphabet, signalisiert werden. Auf einer 250 Kilometer langen Strecke dauerte die Übertragung über 22 Telegrafenstationen etwa zwei Minuten – für damalige Verhältnisse rasend schnell. Ein Bote hätte für die gleiche Strecke etwa drei Tage gebraucht. In Zeiten von Smartphones & Co. sind wir an solch lange Übermittlungsdauern nicht mehr gewöhnt – es sei denn, es dauert mal wieder ebenso lange, bis überhaupt eine Verbindung hergestellt ist.

Telegraf dreh dich!

Die Technik wurde auch auf einer Uhr verewigt: eine Tischuhr aus der Zeit um 1830, gefertigt in Frankreich, zeigt einen solchen Flügeltelegrafen als Automat. Dieser Telegraf wird von einem kleinen Mechanismus in der Uhr bewegt. Sinnvolle Botschaften sendet dieser Telegraf allerdings nicht. Die Flügel drehen sich sehr langsam und zufällig, so lange der Automat läuft.

 

Zeitsynchronisation mit Hilfe optischer Telegrafie?

Nicht nur diese Tischuhr brachte die Telegrafie und Uhren zusammen, sondern auch Johann Wolfgang Goethe. In seinem Roman Wilhelm Meisters Wanderjahre von 1821 sollten Telegrafen in Pausen Zeitsignale übermitteln:

Die Uhren sind bei uns vervielfältigt und deuten sämtlich mit Zeiger und Schlag die Viertelstunden an, und um solche Zeichen möglichst zu vervielfältigen, geben die in unserm Lande errichteten Telegraphen, wenn sie sonst nicht beschäftigt sind, den Lauf der Stunden bei Tag und bei Nacht an, und zwar durch eine sehr geistreiche Vorrichtung. (Johann Wolfgang Goethe: Wilhelm Meisters Wanderjahre, 1821, 59. Kapitel (3. Buch, 11. Kapitel))

Doch dies war einfacher gesagt als getan. Erst die elektrische Telegrafie wird es von den 1840er Jahren an erlauben, Uhren zu synchronisieren.

* Chappe-System zur optischen Übermittlung von Nachrichten mittels spezieller Telegrafentürme. Quelle: wikipedia.de (CC BY-SA 3.0)

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