“Wieso wird die Zahl 4 auf Uhren als IIII geschrieben und nicht IV?” Dies ist sicher eine der häufigsten Fragen, die uns im Deutschen Uhrenmuseum gestellt werden. Immer wieder kursieren verschiedene, teilweise sehr kreative Erklärungen. Doch die Wirklichkeit ist verblüffend einfach.
Kurze Antwort: Die IIII war die gängigste Schreibweise der Zahl 4. Ein Blick auf die Geschichte der römischen Zahlen mag erhellen, wie es dazu kam: Sie entwickelten sich vor über 2500 Jahren aus dem Zählen mit den Fingern und Kerbzeichen heraus. Solche Zeichen entstanden überall im Alltag, wo Gezähltes mit Kerben oder Strichmarken festgehalten wurde.
Auch aus Mittelalter und Neuzeit, bis hinein ins 19. Jahrhundert, lassen sich unzählige Belege der IIII finden: Versatzzeichen der Steinmetze und Zimmerleute, Seitenzahlen in handgeschriebenen Büchern, im Buchdruck, Strich- und Kerblisten aus dem Alltag und nicht zuletzt auch Jahreszahlen. Bis zu vier Einserzeichen werden dabei aufgereiht, also IIII (4) genauso wie VIIII (9) oder auch XVIIII (19).
Zeichensparend ist dagegen die Schreibweise IV. Auch sie war seit römischer Zeit in Gebrauch. Aber jeder Selbstversuch zeigt, dass die Schreibweise 5-1=4 deutlich mehr Überlegung erfordert als die zählbegleitende Addition 1+1+1+1=4.
Wie die IIII auf die Uhr gelangte
Uhrenziffern wurden hergestellt von Schmieden, Goldschmieden und Uhrmachern. Sie setzten die in der Welt des Handwerks gängige IIII ein. Und die IIII hat einen ganz handfesten Vorteil: Sie beugt jeder Verwechslung zwischen IV (4) und VI (6) vor.
Dass die IIII für Zifferblätter auch heute noch die Zahl der Wahl ist, mag auch an einem weiteren Aspekt liegen: Das Zifferblatt ist symmetrisch ausgewogen zwischen den Ziffern IIII und VIII. Hierfür spricht auch die Tatsache, dass sich für die 9 die Schreibweise IX durchgesetzt hat. Sie ist etwa genauso lang wie die III.
Doch wieso halten viele Betrachter die IIII für falsch? Seit über fünf Jahrhunderten verwenden wir im Alltag statt der römischen die arabischen Ziffern 1,2,3,4. Addition und Multiplikation wurden mit ihnen so vereinfacht, dass wir diese Verfahren heute schon in der Grundschule lernen können.
Römische Ziffern sind seither ausgewählten Situationen vorbehalten: Seitenzahlen wertvoller Editionen, Inschriften auf Denkmalen und Grabsteinen. Bei diesen sorgfältig vorbereiteten Nutzungen kommt die subtraktive Schreibregel mit der eleganten IV zum Einsatz. Sie fand auch Einzug in den Schulunterricht. Auf heutigen Bildungsservern ist sie die einzige Schreibweise. Doch die Geschichte zeigt: Das war nicht immer so!
Toller Beitrag! Über diese Frage habe ich mir bei den Uhren echt noch keine Gedanken gemacht. Man sieht ja manchmal vielleicht eine kreative Wanduhr, wo solche Spielereien vorkommen, aber da ist es ja Absicht.