Objekt des Monats: Porträt von Gordian Hettich, Uhrenfabrikant

Bei Sammlern heiß begehrt sind die prächtigen Kuckucksuhren und seltenen Figurenuhren aus der Furtwanger Fabrik von Gordian Hettich und seinem Sohn. Nun erhielt das Museum Porträts des Firmeninhabers und seiner Frau geschenkt.

ZUM VERGROESSERN DER BILDER BITTE KLICKEN

Wer war Gordian Hettich?

Gordian Hettich kam 1825 als Sohn des erfolgreichen Uhrenhändlers Gregor Hettich (1786-1861 Furtwangen), der wegen seiner Kontakte nach Mitteldeutschland auch „Sachsenträger“ genannt wurde, und seiner Ehefrau Gertrud, geb. Siedle (1797 Neukirch – 1882 Furtwangen) zur Welt.

Wie sein Vater unterhielt Gordian Hettich einen florierenden Uhrenhandel mit einer Zweigstelle an der Kurpromenade in Baden-Baden. Seit den 1850er Jahren verkaufte er wohl nicht nur die Uhren anderer, sondern stieg selbst erfolgreich in die Uhrenproduktion ein.

Firmengeschichte der Uhrenfabrik

Bald nach der Gründung in den 1850er Jahren scheint der Betrieb floriert zu haben. Immerhin fertigte sein Betrieb 1871 mit 80 Angestellten und 76 Heimarbeitern 26.000 Uhren.

Das Firmengelände an der Bregstraße, um 1910 (Inv. 100670)

1880 war ein neues Fabrikationsgebäude in der Bregstraße errichtet worden. Zu diesem Zeitpunkt hatte sein Sohn Hermann Hettich bereits den Betrieb übernommen. Die Firma hieß nun „Gordian Hettich Sohn“ – oder kurz: „GHS“.

Bis zum Ersten Weltkrieg war GHS vor allem für seine Kuckucksuhren, teils mit Wachtelschlag zu jeder Stunde, teils mit Trompeterruf, bekannt geworden. Die Firma machte sich auch mit „Figurenuhren“ einen Namen. Es waren meist Tischuhren, auf denen sich kleine Figuren bewegten. Einige dieser Automaten sollten als „Schaufenster-Uhren“ die Kundschaft anlocken.

Zwei Jahre nach dem Tod von Gordian Hettich 1900 wurde die Firma an den Geschäftsführer Max Roder verkauft. Ein verheerender Brand 1911 führte wohl dazu, dass die Produktion eingestellt wurde.

Teilnachlass der Familie

2011 erhielten wir von einer Urenkelin einen Teil des Familiennachlasses übergeben. Darunter waren Fotos und Dokumente, aber auch drei Gemälde, darunter die Ehepaarporträts der Eltern von Gordian Hettich (siehe oben) und ein Gemälde, das ihn in der Tracht eines Jägers zeigt (siehe unten).

Wer sich im 19. Jahrhundert auf einem Gemälde verewigen ließ, der war im Leben erfolgreich gewesen. Und da es bereits der Vater von Gordian Hettich zu einem gewissen Wohlstand gebracht hatte, ließen die Nachfahren auch Porträts der Eltern anfertigen. Auf diese Weise ist eine kleine bürgerliche Ahnengalerie entstanden, wie sie bei vielen Adligen in früheren Jahrhunderten üblich war.

Allerdings darf die Tatsache, dass sich die Familie von Gordian Hettich in Öl malen ließ, nicht darüber hinwegtäuschen, dass alle diese Porträts nicht auf traditionelle Weise entstanden sind. Keiner der Porträtierten hat einem Künstler Modell gestanden. Vielmehr bediente sich der Maler der Hilfe des damals neuesten Mediums, der Fotografie. Als Vorlage verwendete er Fotografien, die sich glücklicherweise ebenfalls im Nachlass erhalten haben. Vergleichen Sie doch einmal, wie der Porträtmaler die Gesichtszüge der Abgebildeten verändert hat. Sie werden feststellen: Die Porträts wirken ein bisschen wie Selfies, die mit einem Filter „verbessert“ wurden.

Nach dem Tod der Urenkelin 2024 haben die ehemaligen Vermieter dem Museum nun auch die beiden Gemälde von Gordian Hettich und seiner Frau Anastasia, geb. Ganter, geschenkt. Vielen Dank für diese historisch aufschlussreichen Stücke, die unser Wissen um die Firmengeschichte der bedeutenden Schwarzwälder Uhrenfabrik Gordian Hettich Sohn bereichern!

 

 

 

Kommentar verfassen