50 Jahre Quarzarmbanduhr – 50 Jahre Seiko Astron

Vor 50 Jahren begann eine neue Ära mit Mondlandung, Woodstock und Willy Brandt als Bundeskanzler. Und mit einem revolutionären Zeitmesser: Seiko Astron, der ersten Quarzarmbanduhr der Welt. Heute schauen wir auf das Weihnachtsfest 1969 zurück, als sie in Tokyo auf den Markt kam…

Das revolutionäre Design

Seiko Astron, Cal. 35a, 1969 (Inv. 2010-006). Das revolutionäre Werkdesign findet sich im Prinzip noch heute in fast jeder Quarzarmbanduhr.

Die Seiko Astron hat die Technik der Armbanduhr für immer verändert. Bereits in der allerersten Version bestand sie aus drei Komponenten, die bis heute das Werkdesign von Quarzarmbanduhren mit analoger Zeitanzeige bestimmen: Einer Stimmgabel aus Quarzkristall als Taktgeber, einem Integrierten Schaltkreis und einem Schrittmotor zum Antrieb der Zeiger. Sicherlich, die einzelnen Komponenten wurden später noch optimiert. Aber von ihrem Prinzip her war die neuartige Technik von Anfang an ausgereift.

Der Weg zum Erfolg

Die erste batteriegetriebene Quarzuhr aus Japan: Crystal Chronometer, Seiko, um 1965. (Inv. 2010-022)

Bereits Ende der 1950er Jahre war klar, dass die Quarzuhr die Technologie der Zukunft sein würde. Deshalb begann man parallel in Europa und Japan mit der Entwicklung kompakter elektronischer Uhren. Suwa Seikosha startete 1959 das Projekt 59a. Fünf Jahre später stellte die Firma anlässlich der Olympischen Spiele in Tokyo eine batteriegetriebene Tischquarzuhr vor, den Crystal Chronometer.

Suwa Seikosha blieb aber nicht bei diesem Zwischenschritt stehen, sondern konzentrierte sich auf die noch größere Herausforderung: Die Technik musste so weit verkleinert werden, dass sie in ein Gehäuse für eine Armbanduhr passte. Dazu musste auch der Batterieverbrauch radikal gesenkt werden.

Der Chronometer-Wettbewerb 1967

Wie jedes Jahr fand auch 1967 der Chronometerwettbewerb des Observatoriums in Neuchâtel statt, die inoffizielle Weltmeisterschaft um die genaueste Armbanduhr. Dieses Mal war alles anders: Erstmals gingen Quarzarmbanduhren ins Rennen. Die Prototypen aus der Schweiz und Japan waren unvorstellbar genau – verglichen mit jeder noch so präzisen mechanischen Armbanduhr. Das hatte gewichtige Konsequenzen für den traditionsreichen Wettbewerb. Ein solcher Vergleich der Armbanduhren machte keinen Sinn mehr. Deshalb wurde der Chronometerwettbewerb 1968 nach über 100 Jahren eingestellt.

Weihnachten 1969

Toyota Corolla, 1968 – sogar noch etwas billiger als ein Jahr später die Seiko Astron (public domain).

Zwei Jahre später hatte Japan die Nase vorn: Weihnachten 1969 wurden die ersten 200 Stück der legendären Quarzarmbanduhr in Tokyo angeboten. Trotz des enormen Preises von 450.000 Yen waren die Uhren innerhalb einer Woche ausverkauft. Für den gleichen Preis hätte man sich auch ein Mittelklasse-Auto kaufen können, zum Beispiel einen Toyota Corolla  (432.000 Yen).

 

Beta 21, das erste Schweizer Quarzarmbanduhrkaliber, hier für Longines, um 1970. (Inv. 2010-081)

Es sollte noch einige Jahre dauern, bis die neue Technologie für jedermann erschwinglich wurde. Quarzarmbanduhren kamen dann vor allem aus Ostasien.

Zunächst konnte auch die Konkurrenz aus der Schweiz mithalten. Allerdings waren die ersten Quarzarmbanduhren aus dem Jura ab 1970 noch ebenso sündhaft teuer wie die Seiko Astron.

Ein Meilenstein der Technikgeschichte

Von außen zeittypisch, von innen revolutionär, die Seiko Astron, Inv. 2012-047.

2004 wurde die Seiko Astron von der internationalen Vereinigung der Ingenieure IEEE zurecht als Meilenstein der Technikgeschichte ausgezeichnet. Denn die Seiko Astron hat nicht nur unsere Vorstellung einer Uhr verändert, sondern auch das goldene Zeitalter der japanischen Hightech-Industrie eingeleitet, das bis in die Gegenwart anhält. So ist auch die Firma Suwa-Seikosha, die die Astron entwickelt hat, immer noch auf dem Markt präsent – allerdings unter dem neuen Namen Seiko Epson. Die Firma stieg auf zu einem Global Player der Computertechnologie.

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