Sie sind zurück! Sechs Uhren waren ein halbes Jahrhundert verschwunden

Erster Katalog der Furtwanger Uhrensammlung, 1925

Das Deutsche Uhrenmuseum wusste es bereits seit einem Jahrzehnt: Das legendäre Wuppertaler Uhrenmuseum besitzt Stücke, die früher Teil der Furtwanger Sammlung waren. Zwei Uhren ließen sich bereits damals eindeutig an handgeschriebenen dreistelligen Nummern auf dem Zifferblatt identifizieren: Das Erkennungszeichen für Museumsstücke, die Adolf Kistner 1925 im ersten Katalog der Furtwanger Sammlung aufgeführt hatte. Gab es noch weitere solcher Uhren in Wuppertal? Eine spannende Suche begann.

 

Wie diese Uhren aus dem Schwarzwald nach Wuppertal kamen

Auf die beiden Uhren mit den Signaturen nach dem Kistner-Katalog angesprochen, erzählte der 2010 verstorbene Firmeninhaber Jürgen Abeler (1933-2010) der Museumsleitung bereitwillig: In den frühen 1950er Jahren habe er an Furtwanger Uhrmacherschule gelernt. Bald schon hatte ihn und vor allem seinen Vater Georg Abeler (1906-1981) das Sammeln alter Zeitmesser fasziniert. Sie besuchten auch die „Historische Uhrensammlung“, wie das Deutsche Uhrenmuseum damals hieß.

Chronometergangmodell, Jürgen Abeler, Arbeit im 2. Lehrjahr an der Furtwanger Uhrmacherschule, 1953

Die finanzielle Ausstattung der Historischen Uhrensammlung war kläglich. An eine Erweiterung der Sammlung war nicht zu denken. Nur zu bereitwillig war der damalige Betreuer der Sammlung deshalb auf ein verlockendes Angebot der Abelers eingegangen: „Dubletten“ gegen Stücke zu tauschen, die in Furtwangen fehlten.

So gerne Jürgen Abeler erzählt hat, wie die Uhren nach Wuppertal gekommen sind – über eines hat er beharrlich geschwiegen: Ob noch andere Uhren aus Furtwangen nach Wuppertal gekommen waren oder nicht.

 

Die Wuppertaler Sammlung wird versteigert

Im September 2016 verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer bei Liebhabern alter Uhren: Das Wuppertaler Uhrenmuseum wird geschlossen, die berühmte Sammlung beim Mannheimer Spezial-Auktionshaus Dr. Crott versteigert. Auch wir im Deutschen Uhrenmuseum fieberten dem Auktionskatalog entgegen. Welche Uhren wird er anbieten? Nur die beiden bekannten Stücke mit den „Kistner“-Signaturen auf dem Zifferblatt? Oder noch weitere?

Die Suche nach Uhren, die früher bereits einmal Teil der Furtwanger Sammlung waren, gestaltete sich schwieriger als gedacht. Denn zahlreiche der 240 Auktionslose bestanden aus mehreren Uhren. In mühsamer Kleinarbeit gelang es, aus den Beschreibungen des Bestandskataloges von 1925 vier Nummern zu identifizieren, in denen offensichtlich fünf Schwarzwalduhren und eine Schweizer Holzräderuhr mit Furtwanger Provenienz enthalten waren.

Welche dieser Stücke aus dem Wuppertaler Uhrenmuseum waren ursprünglich Teil der Furtwanger Sammlung?

Wir waren jetzt zwar eine Sorge los, hatten aber dafür zahlreiche andere eingetauscht: Hatten auch noch andere Sammler entdeckt, um welche Uhren es sich dabei handelte? Wenn ja, wie würden die Mitbietenden die Tatsache, dass die Uhren ursprünglich im Furtwanger Museum waren, einschätzen? Wird es uns angesichts des begrenzten Budgets gelingen, die Stücke wieder zurück nach Furtwangen zu bringen?

Am 12. November 2016 war es soweit: Uhrensammler aus aller Welt kamen in das Sheraton Hotel am verkehrsgünstig gelegenen Frankfurter Flughafen. Erst kurz vor Schluss der Auktion war es klar: Wir sollten alle unsere Wünsche erfüllt bekommen. Bei sämtlichen Lots war unser Gebot erfolgreich gewesen. Sechs Uhren aus der „Historischen Uhrensammlung“ hatten ihren Weg zurück nach Furtwangen gefunden. Die Krönung dabei: Der Förderverein des Deutschen Uhrenmuseums sollte großzügig die Kosten für diesen bedeutenden Ankauf übernehmen.

Wie die sechs Uhren aussehen, lesen Sie im zweiten Teil des Artikels.

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